Viele meiner Patienten klagen über eine Gewichtszunahme während der Pandemie. Ich selbst bin da leider auch keine Ausnahme… In einer kürzlich veröffentlichte Studie konnten Anthony Lin und Kollegen zeigen, dass die Studienteilnehmer unter einem verschärften Lockdown durchschnittlich an Gewicht zulegten. Dabei wurde der objektive Gewichtsverlauf per Bluetooth-verknüpften Waagen über drei Monate beobachtet. Die beobachtete Zunahme von ca. einem Viertel Kilogramm in 10 Tagen bzw. 0,7 Kilogramm in einem Monat mag nicht viel erscheinen. Die Pandemie dauert allerdings schon über ein Jahr an. In dieser Zeit gab es immer wieder Phasen des Lockdowns. Nur letzten Sommer konnten wir in Deutschland von einem halbwegs normalen Leben sprechen. So könnten die oben genannten Zahlen hochgerechnet bedeuten, dass viele seit dem Beginn der Pandemie 7- 10 kg zugenommen haben.
Die stille Epidemie
Schon seit vielen Jahren sprechen wir davon, dass Adipositas und Übergewicht in den Industrieländern epidemische Ausmaße angenommen haben. Die Folge sind Erkrankungen wie Diabetes und Herz-/Kreislauferkrankungen. Wenn nun zu dieser Situation durch die Pandemie und den Lockdown eine weitere bedeutsame Gewichtszunahme hinzukommt, ist das schon bedenklich. Über Ernährung im weitesten Sinne werde ich noch in vielen Blogs schreiben. Ich spreche sehr häufig mit meinen Patienten darüber. Die Ernährung ist meiner Meinung nach ein zentraler Ansatz zur Prävention (und auch Therapie) von zahlreichen (Zivilisations-) Krankheiten.
Drei Gründe für die Gewichtszunahme in der Pandemie
1. Essen als Belohnung
Die Pandemie war und ist hart für uns alle. Die Freude fehlt oft. Ein Treffen mit Freunden und der Familie, Tanzen gehen, ein gemütliches Essen im Restaurant - all das wirkt seit über einem Jahr weit weg. Da ist oft das Essen eine der wenigen freudigen Angelegenheiten des Tages. Zudem sorgt insbesondere zucker- und fetthaltiges Essen für die Ausschüttung von verschiedenen „Glücks-Botenstoffen“ im Gehirn. Nur leider brauchen wir immer mehr „Stoff“, um das Glücksgefühl zu reproduzieren. Es fällt nicht leicht, sich unter den freudlosen Bedingungen des Lockdowns zu zügeln.
Achten Sie darauf, ausreichend lange Abstände zwischen den Mahlzeiten einzuhalten und nicht zwischendurch zu „snacken“. Auch Kochen kann helfen. Allein die Gerüche und das gelegentliche Kosten während des Kochens können im Gehirn Sättigungssignale auslösen, so dass wir anschließend gar nicht mehr so großen Appetit haben.
2. Zu wenig Bewegung
Die ungewöhnlichen Bedingungen des Lockdowns haben bei vielen zu einem extremen Bewegungsmangel geführt. Ohne ein Minimum an Bewegung springt jedoch unser Stoffwechsel erst gar nicht richtig an. Der tägliche Spaziergang an der frischen Luft kann da schon viel Gutes bewirken!
3. Fett als Reserve für Krisenzeiten
Wir müssen uns bei unseren Überlegungen zu Gewichtszunahme und Verzehrsregulation immer vor Augen führen, dass sich unser Körper in der Evolution unter den Bedingungen von Nahrungsmittelknappheit und unsicherer Versorgung entwickelt hat. Für stets volle Regale im Supermarkt sind wir nicht gemacht!
Wir sind besorgt, verängstigt und erschöpft von der Pandemie. Alle Zeichen stehen auf Krise. In schlechten Zeiten ist früher oft auch die Nahrung knapp geworden. Die natürliche Reaktion des Körpers auf Krise ist - solange es noch Nahrung gibt - so viel wie möglich aufzunehmen und Energiereserven aufzubauen. So nehmen wir zu, die Reserven werden in Form des Fettgewebes gespeichert.
Gehören Sie auch zu denen, die zugenommen haben? Welche Strategien haben Sie entwickelt, um während der Pandemie nicht (noch weiter) zuzunehmen? Was macht Ihnen Hoffnung, was verschafft Ihnen Freude in dieser schwierigen Zeit? Was bringt Sie aus dem Krisenmodus heraus?
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Ihre Dr. med. Katja Aschenbrenner aus Berlin
Liebe Katja, danke auch für diesen Beitrag.
Ja, ich habe bewusst mehr Bewegung in den Alltag eingebaut. Auch um Ansammlungen im ÖV zu vermeiden, laufe ich jeden Morgen und jeden Abend 30 Minuten den Arbeitsweg. Dafür stehe ich morgens eher auf und gehe abends 30 Minuten zeitiger ins Bett. Seit die Sportstudios geschlossen sind, absolviere ich ein kleines work out zu Hause. Es ist eine Mischung aus Kraftübungen, Yoga-Elementen und Pilates. Es dauert 25 Minuten. Anschliessend gehe ich in eine Meditation für 5 Minuten, in der ich mich auf die Vertiefung des Atems nach den körperlichen Übungen versenke. Und siehe...so manches Mal stellt sich ein Glücksgefühl ein, vielleicht weil ich gut für mich gesorgt habe.