Interview zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Teil 1)
Ich habe der Gesundheits-Webseite medpertise.de ein Interview zur ganzheitlichen Betrachtung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten gegeben.
Ich habe mich gefreut, dass mich dieses wichtige Informationsportal zu gesundheitlichen Themen angesprochen hat. Ich hoffe, dass Betroffene auf diesem Wege Informationen zu den Grundlagen der ganzheitlichen Diagnostik und Therapie von Nahrungsmittelunverträglichkeiten finden können.
Zusammenfassung
Die ganzheitliche Behandlung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten zeichnet sich durch eine ausführliche Anamnese, eine breit angelegte Diagnostik und eine langfristige, individuelle Therapie, die viel Geduld und Mitwirkung erfordert, aus. Ein Beschwerdetagebuch kann für die Behandlung von Vorteil sein. Eine Eliminationsdiät ist der Goldstandard zur Identifikation von Unverträglichkeiten. Andere Diagnostikmethoden wie Atemtests, Blut- oder Stuhluntersuchungen ergänzen die Behandlung. Faktoren wie Stress oder emotionale Belastungen können die Symptome zusätzlich verstärken, weswegen man auch diesen auf den Grund gehen sollte.
Interview (1. Teil)
Wie unterscheidet sich die ganzheitliche Betrachtung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten von der schulmedizinischen Herangehensweise?
Dr. Aschenbrenner: Prinzipiell unterscheidet sich die ganzheitliche Betrachtung von
Nahrungsmittelunverträglichkeiten von der herkömmlichen Herangehensweise in der "Schulmedizin" durch einen viel umfangreicheren Ansatz, also einer sehr ausführlichen und zeitaufwändigen Anamnese, einer breit angelegten Diagnostik sowie einer längerfristigen Behandlung, die sowohl vom Patienten als auch vom Arzt viel Geduld, Beobachtungsgabe und Mitwirkung erfordern.
Wie finde ich überhaupt heraus, welche Lebensmittel ich nicht vertrage?
Dr. Aschenbrenner: Wer sich selbst gut beobachten kann, hat meist schon einen Verdacht, welche Nahrungsmittel nicht gut vertragen werden. Immer, wenn etwas bestimmtes gegessen wird, treten plötzlich oder auch verzögert bestimmte Beschwerden auf. Die Symptome können ganz unterschiedlich aussehen, z.B. Kopfschmerzen, Blähungen, Durchfall, Verstopfung, Bauchschmerzen, Quaddeln, Rötungen, Hautausschläge, Herzklopfen und vieles mehr. Das sollte man ruhig in einem Tagebuch notieren.
Die einfachste, beste, aber für viele oft schwierigste Methode, um herauszufinden, welche Lebensmittel man nicht verträgt, ist es, verschiedene Nahrungsmittel über einen längeren Zeitraum hinweg ganz wegzulassen (und dabei auch zu schauen, ob sich eine Verbesserung der Symptome ergibt) und sie dann nach ein paar Wochen Schritt für Schritt wieder einzuführen. Sobald bei einem Lebensmittel bei der Wiedereinführung Beschwerden auftreten, kann man von einer derzeitigen Unverträglichkeit ausgehen. Das ist der sogenannte Goldstandard und dieser wird Eliminations-Diät genannt. Diese sollte aber immer von einem erfahrenen Therapeuten begleitet werden, denn es klingt einfacher, als es sich dann in der Praxis darstellt. Ob man so eine Diät überhaupt durchführen darf, sollte ebenfalls vorher durch einen Arzt festgestellt werden.
Es gibt jedoch auch noch viele andere diagnostische Möglichkeiten, die man einsetzen kann, um Nahrungsmittelunverträglichkeiten zu diagnostizieren. So gibt es etwa bestimmte Atemtests, mit denen eine Laktose- oder Fruktoseintoleranz gemessen werden kann. Es können zudem auch bestimmte Werte im Blut getestet werden. Damit kann man klassische Nahrungsmittelallergien (z.B. Erdnussallergie) oder auch Nahrungsmittelintoleranzen vom verzögerten Typ (z.B. Gluten-Sensitivität) diagnostizieren.
Dann gibt es noch die Histaminintoleranz oder das Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS), bei denen sehr viele und auch sehr unterschiedliche Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Reaktionen auftreten können. Histaminintoleranz und das Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS) kann man nach einer ausführlichen Anamnese und einer Laboranalyse des Bluts und des Urins diagnostizieren.
Die Zöliakie, also eine absolute Glutenunverträglichkeit, lässt sich über Blutuntersuchungen und/oder eine Magen- und Darmspiegelung feststellen. Stuhluntersuchungen können bei der Diagnostik von Nahrungsmittelintoleranzen zusätzlich hilfreich sein.
Die einfachste, beste, aber für viele oft schwierigste Methode, um herauszufinden, welche Lebensmittel man nicht verträgt, ist es, verschiedene Nahrungsmittel über einen längeren Zeitraum hinweg ganz wegzulassen...und sie dann nach ein paar Wochen Schritt für Schritt wieder einzuführen.
Warum ist es wichtig, die Ursachen einer Unverträglichkeit zu finden, anstatt nur die Symptome zu behandeln?
Dr. Aschenbrenner: Da die Ursachen von Nahrungsmittelunverträglichkeiten sehr unterschiedlich sein können, ist es wichtig, auch diese zu diagnostizieren, denn auch der Umgang damit und die Behandlung können dann ganz verschieden aussehen. Es ist wichtig zu verstehen, dass es zu entzündlichen Reaktionen im Darm kommen kann, wenn man dem Körper unverträgliche Nahrungsmittel dauerhaft zuführt. Als Folge entsteht der sogenannte Leaky Gut ("durchlässiger Darm"), der wiederum zur Entstehung von Autoimmunerkrankungen beitragen kann. Um also längerfristig die Entstehung von Krankheiten zu verhindern, sollte man etwaige Nahrungsmittelunverträglichkeiten diagnostizieren und unverträgliche Lebensmittel meiden.
Können Sie erklären, warum die Schulmedizin oft keine klare Ursache für Unverträglichkeiten findet?
Dr. Aschenbrenner: Das liegt meiner Erfahrung nach häufig daran, dass nicht breit genug geschaut wird und auch nicht individuell genug auf den Patienten eingegangen wird. Vor allem sind es erstmal zeitliche Limitationen. In einer typischen deutschen Arztpraxis dauern Patientenbehandlungen durchschnittlich wenige Minuten. Die meisten Nahrungsmittelintoleranzen kann man meiner ärztlichen Erfahrung nach bereits in einem ausführlichen Patientengespräch zumindest als Verdachtsdiagnose feststellen.
Dazu bedarf es aber viel Zeit und vieler Fragen an den Patienten, z.B. nach den Ernährungsgewohnheiten, den Beschwerden, dem Stuhlgang, wie sich alles über einen längeren Zeitraum entwickelt hat, welche Vorbefunde und -untersuchungen bereits vorliegen etc. Nach der eingehenden Erstanamnese folgt eine ausführlichen Diagnostik. Es gibt dafür, wie bereits erwähnt, sehr viele Möglichkeiten. Diese sind nicht allen Ärzten geläufig und erfordern spezifisches Fachwissen.
Leider kommt dann noch hinzu, dass vieles von den Krankenkassen nicht bezahlt wird. Nachvollziehbar ist das nicht, denn nicht diagnostizierte Nahrungsmittelintoleranzen führen langfristig zu Krankheiten und damit hohen Kosten für die Kassen. Sofern die weiterführende Diagnostik derzeit nicht verfügbar oder finanzierbar ist, empfehle ich, zumindest ein Ernährungs- bzw. Beschwerdetagebuch zu führen. Dies sollte idealerweise von einem Arzt oder einem qualifizierten Ernährungsberater begleitet werden.
In einer typischen deutschen Arztpraxis dauern Patientenbehandlungen durchschnittlich wenige Minuten.
Welche Nahrungsmittelunverträglichkeiten lassen sich am besten ganzheitlich angehen und warum?
Dr. Aschenbrenner: Am besten lassen sich die Unverträglichkeiten angehen, die man genau identifizieren und deren Nahrungsmittel man dann auch problemlos weglassen kann, ohne dass es anderweitige Auswirkungen gibt. Zudem lassen sich Nahrungsmittelunverträglichkeiten gut therapieren, die sekundär auftreten, also auf dem Boden einer anderen, primären Ursache. Wenn die primäre Ursache geheilt ist, verträgt man auch das Nahrungsmittel wieder gut.
Schwieriger wird es, wenn multiple Nahrungsmittelunverträglichkeiten vorliegen oder wenn es sich zum Beispiel um das komplexe Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS) oder um eine Histaminintoleranz handelt. Bei diesen Erkrankungen reagiert man meist auf sehr viele unterschiedliche Nahrungsmittel sowie andere Reize (wie Duftstoffe oder Kosmetika), sodass die Ernährung oft nur noch sehr eingeschränkt ist. Hier müssen dann auch Medikamente gegeben werden, damit eine ausreichende, gesunde Ernährung weiterhin gewährleistet ist.
Gibt es bei der ganzheitlichen Behandlung spezifische Tests, die in in der Schulmedizin weniger Beachtung finden?
Dr. Aschenbrenner: Die Tests, die in der ganzheitlichen Behandlung angewendet werden, sind wissenschaftlich fundierte und evaluierte Untersuchungen. Diese könnten also gleichermaßen auch in der Schulmedizin eingesetzt werden.
Teil 2 des Interviews folgt im nächsten Blog.
Das volle Interview finden Sie auch hier auf der Webseite von Medpertise.
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Ihre Dr. med. Katja Aschenbrenner aus Berlin
🔆 DIE GANZHEITLICHE ÄRZTIN 🔆
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Wichtiger Hinweis: Die Blog-Beiträge dienen der allgemeinen Weiterbildung und Information. Sie können und sollen in keinem Falle die ärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung ersetzen. Sie sollten daher die hier bereitgestellten Informationen nicht als alleinige Quelle für gesundheitsbezogene Entscheidungen verwenden. Bei Beschwerden sollten Sie auf jeden Fall ärztlichen Rat einholen.